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Seb Black: On Emery Street (Review)

Artist:

Seb Black

Seb Black: On Emery Street
Album:

On Emery Street

Medium: CD/Download
Stil:

Singer-, Songwriter-Folk und Indie-Rock in bester TOM WAITS-Tradition

Label: Noisolution / Indigo
Spieldauer: 43:24
Erschienen: 06.03.2015
Website: [Link]

Was ist da nur wieder für ein Musiker an mir vorbeigegangen, ohne dass ich nicht schon längst auf ihn aufmerksam wurde?
Auf ihn hätte aufmerksam werden müssen!
Als leidenschaftlicher Verehrer eines TOM WAITS, besonders seiner 80er-Jahre-Kult-Alben „Swordfishtrombones“ und „Rain Dogs“, ging dieser Sänger, Songwriter, Toningenieur, Produzent, Videomacher und „Punk im Herzen“ SEB BLACK auf seiner „On Emery Street“ tatsächlich bisher an mir vorbei. Vielleicht liegt es ja daran, dass dieser „charismatische Außenseiter“ aus Kanada kommt und leider oftmals mehr Schrott über den großen Teich zu uns schwappt, als diese leibhaftige Arche Noah indie-alternativen Singer- & Songwritertums, auf die ich schon seit Ewigkeiten geWAITSt habe.

Doch kehren wir noch einmal kurz zu „Rain Dogs“ zurück. TOM WAITS verstand darunter die „Hobos (Wanderarbeiter), Prostituierte, Menschen in Not, die düstere Menagerie, die ich erschaffe, um mich zu motivieren“. Genau diese „düstere Menagerie“ begegnet uns nunmehr auch auf „On Emery Street“. Das ‚Quartier Latin‘ von Montreal ist geprägt von „Sex Shops, Gay-Bars, Stripclubs und Kneipen. Aus zahllosen offenen Türen hallt Musik und erzählt die Geschichten dieser wohl sinnlichsten Stadt Nordamerikas.“ Allerdings sollte man dort sehr gut aufpassen, dass man die „Emery Street“ nicht übersieht, welche am Westrand des Universitätscampus abzweigt und nur wenig zu bieten hat - bis auf eine nichtssagende Backsteinfassade, „hinter der sich eine bizarre Welt auftut“. Die bizarre Welt von SEB BLACK (eigentlich Sebastian Schwarz), der dort „in seinem Reich voller Instrumente, Studio-Equipment, viktorianischer Sofas und Bücherregalen, Postern und Künstlerporträts, vollen Aschenbechern und im Halbdunkeln lauernden ausgestopften Tieren“ so ein Album wie „On Emery Street“ musikalisch zusammenbraut, um diesen Zaubertrank dann wie der Druide Miraculix in die schlaffen Ohren mainstream-müder Musikhörer zu tröpfeln, damit sie sich wieder spitzen und eine völlig neue Hörkraft entwickeln. Aber vielleicht sollten wir uns erst einmal, bevor wir hier weiterlesen oder „Was is‘n das für ‘ne Scheißkritik!“ sagen und diese links liegen lassen, direkt auf SEB BLACKS Straße begeben, die wir in seinem Video zu „Got No Twist“ akustisch und visuell besuchen dürfen. Und wer davon nicht genug bekommen kann, der darf sich gleich alle weiteren Videos zu fast jedem Song auf „On Emery Street“ ansehen. Denn schließlich ist SEB BLACK nicht nur ein großartiger Musiker, sondern auch Toningenieur, Produzent und Videomacher.

„Die Musik spiegelt doch zuallererst unsere Zeit wider. Ich finde es wichtig, zeitgenössisch zu sein. Und da ist es normal, diese ganzen Bastardstile zu hören, in denen sich die verschiedenen Universen begegnen. ‚On Emrty Street‘ ist so eine Welt.“, sagt SEB BLACK und lässt uns auf seinem Album tief in sie eintauchen. Hinein in die zweisprachige Metropole Montreals, in der sich Mississippi-Blues und französische Troubadour-Musik begegnen oder klassischer Country auf rotzigen Punk trifft, während Roots-Folk mal auf Elektro-Rock eindrischt oder Hand in Hand mit ihm geht. All das passiert auch auf „On Emery Street“!

SEB BLACK vertont die Geschichten der Underdogs und singt sie so, als müsste er seinem großen Lehrmeister TOM WAITS beweisen, dass er nicht nur aus dessen Schatten tritt, sondern sich gleichermaßen auch in dessen Aura sonnen kann. Die Musik und die Texte sind genauso bösartig, bissig, zynisch und provokant wie sie auch ernsthaft traurig, gefühlvoll-verletzlich oder zart-zerbrechlich sind. Außerdem strotzen sie nur so vor Abwechslungsreichtum, ohne sich an irgendwelchen Stilübungen festzubeißen.

Bedrohliche Maschinengeräusche eröffnen das Album, während beängstigender Keyboardbombast fast Industrial-Klang und -Stimmung verbreitet. Druckvoll unterstreichen dann fette Bässen die Erkenntnis „No Friend Of Mine“ überzeugend, während „Go Out In Style“ uns mit Hundegebell und Gameboy-Rhythmen begrüßt, die SEB BLACK mit Stakkato-Gesang übertönt, um dann mit „Lil‘ Boomer“ seinen Pitbull-Terrier, welcher auch als Tattoo den linken Oberarm des Sängers ziert, ein musikalisches Denkmal zu setzen. Kein Wunder, denn schließlich gelten Hund samt Herrchen als so eine Art Maskottchen des Rotlicht-Viertels der Emery Street. Auf „Got No Twist“ dürfen dann endlich auch mal Bläser ran und ein Banjo verbreitet Western-Stimmung, bis tiefe Männer-Chöre und engelsgleicher Frauengesang die Stimmung auf CALEXICO-Höhen führen, obwohl die dann auftauchenden E-Gitarren mal wieder alles durcheinander bringen. Die Musik von SEB BLACK sprudelt gänzlich jeden einzelnen der 13 Songs über und immer, wenn man glaubt, sie greifen zu können, öffnet sie eine neue, völlig unerwartete Tür mitten „On Emery Street“.

FAZIT: Es gibt unzählige Fans von TOM WAITS - eigentlich müssten die auch alle Fans von SEB BLACK sein. „On Emery Street“ besitzt alle die Zutaten, welche auch die besten Waits-Alben besitzen, egal ob Punk oder Ballade, Akustik oder Elektronik, Rotz oder Sahne, Whiskey oder Wein. Nur Scheiße findet man auf diesem Album definitiv nicht!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2979x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • On Emery Street
  • No Friend Of Mine
  • Got Out In Style
  • Lil‘ Boomer
  • What It Is
  • Got No Twist
  • Way Down The Line
  • Hard Times
  • Trouble
  • Step Aside
  • M-16s & Women In Bikinis
  • The Rich Kids
  • 2nd Best

Besetzung:

  • Gesang - Seb Black
  • Sonstige - Leider sind auf der Promo und im Netz keine Angaben zu den weiteren Musikern dieses Albums zu finden.

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  • keine Interviews
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